Die wichtigsten Architekten, die am Aufbau des Staates Israel beteiligt waren und dessen moderne Architektur entscheidend prägten, hatten am Dessauer Bauhaus gelernt. Einige von ihnen waren eigens zum Studium aus Palästina nach Deutschland gekommen, andere mussten Anfang der 1930er aus Nazideutschland emigrieren. In Israel waren sie – etwa beim Neuentwurf der berühmten Bezalel Academy in Jerusalem – als Pädagogen tätig, entwarfen Gebäude für die Kibbuzim, planten Städte oder, wie Arieh Sharon, gar die Besiedelung des ganzen Landes. Ihren Geschichten und den vielfältigen Nachwirkungen geht die Zeitschrift der Stiftung Bauhaus Dessau in ihrem aktuellen Heft nach. Dabei entsteht ein ganz neuer Blick auf den gewichtigen Einfluss des Bauhauses auf den Staat Israel.
Wir besuchten deutschstämmige Juden, die Jeckes, in ihren Wohnungen und fanden das Bauhaus im Wohnzimmer, wir sprachen mit dem »israelischen Obama«, dem Knesset-Abgeordneten Dov Khenin, und gingen der vermeintlichen Bauhausgeschichte Tel Avivs nach – die sich bei näherer Betrachtung als reine Fiktion erweist.
Unweigerlich stießen wir dabei immer wieder auf die Problematik der Siedlungspolitik, in der Beschäftigung mit der lokalen Architektur ebenso wie in der Auseinandersetzung mit sozialen Fragen. Und wir entdeckten die schillernde Persönlichkeit des Selman Selmanagic, eines bosnischen Muslims, der in Palästina Bauhausmoderne für die Araber baute – nachdem er zuvor im Büro des jüdischen Architekten Richard Kauffmann gearbeitet hatte.
Zu den Autoren der aktuellen Ausgabe gehören der streitbare israelische Architekt und Publizist Sharon Rotbard, der diesjährige Bauhaus-Fellow Zvi Efrat, der Architekt Joachim Trezib von der Universität Braunschweig, der Kurator und Kunsthistoriker Gideon Ofrat, die Architekturhistorikerin Karin Wilhelm und die Künstlerin Heidi Specker.
Der Abopreis in Deutschland beträgt 15 Euro (inkl. Porto) für das Jahresabo (2 Hefte).