Das Buch erschien anlässlich Nina Könnemanns Ausstellung »Free Mumia«, 2009 im Portikus, Frankfurt am Main.
Was genau suchen Leute an Ferienorten, wo ihr Erspartes für den Jahresurlaub draufgeht? Was wollen sie dort? Es könnte um angenehme Gefühle gehen, außergewöhnliche Sensationen, zweckfreies Handeln, die Entbindung von Pflicht und Unterordnung, das Erleben von Freiheit oder dem, was dafür ausgegeben wird. Es ist möglich, einen verrückten Hut zu erwerben. Ein erfolgreich erworbener verrückter Hut ist in Blackpool, England, eine Exzentrizität, mit der man nicht allein dasteht. Es ist der außerordentlichste Hut, einer, den niemand sich vorher hätte ausdenken können, und doch tragen ihn in dem Augenblick, wo jemand ihn zu seinem ganz besonderen verrückten Hut erklärt, bereits alle. Niemand kann den genauen Zeitpunkt benennen, in dem der beliebige verrückte Hut zu der Mode geworden ist, als welche ihn jetzt alle tragen. Das wäre ein Fall für Mass-Observation. Letztes Jahr war der verrückte Hut eine mannsgroße Krabbe aus Plüsch, die man sich auf den Rücken schnallte, genauer: die sich am Samstagabend alle auf ihre Rücken schnallten. Dieses Jahr ist es ein orangefarbener Kegel aus Stoff mit weißem Querstreifen, wie jene Plastikhüte, mit denen man Unfallstellen markiert. Also Hut und Hinweiszeichen zugleich. Seht her: ein Hut!
Ausschnitt aus Katha Schultes: »These delight to stand and stare«—Mass-Observation in Blackpool, Lancashire
Der Essay ist Teil dieser Publikation.