Ausgangspunkt für TEST war eine Ameisenkolonie, die Bielau zeitweise in ihrem Atelier ansiedelte. In dieser Versuchsanordnung beobachtete sie die hierarchische und staatenbildende Organisation der Insekten, in der die Existenz der altruistischen Arbeiterinnen darauf ausgerichtet ist, dass die Königin ihre Gene an die Nachkommen weitergibt. Übertragen auf die Zusammenhänge außerhalb des Ateliers, beschäftigt sich ihre künstlerische Forschung mit der Verwobenheit alles Kreatürlichen. Dazu untersucht sie die geteilte Bedürfnislage von Menschen und Tieren sowie deren Abwägungen hinsichtlich Kooperation und Eigennutzen. Dem ungeachtet bleibt jedoch der Drang des Menschen, Kontrolle über die Tier- und Pflanzenwelt zu erlangen und das Kräfteverhältnis zu den eigenen Gunsten zu verschieben.
Bielaus Recherche ist umfangreich: Ihre Aufnahmen entstanden in Forschungseinrichtungen für Verhaltensbiologie, Pflanzengenetik und Viruserkrankungen. Sie reiste auf die Ostseeinsel, wo das Erbgut des letzten, kürzlich verstorbenen nördlichen Breitmaulnashornbullen aufbewahrt wird. Sie fotografierte in einem Primatenzentrum, wo Affen für Forschungszwecke eingesetzt werden sowie in einem Institut für Kulturpflanzen und Pflanzengenetik, wo Keimlinge mit künstlich erschwerten Umweltbedingungen Resistenzen gegen Klimaveränderungen ausbilden. Sie besichtigte Müllaufbereitungsanlagen, Protestcamps und fotografierte viel in der freien Natur, etwa Nester und Unterschlüpfe im Stadtraum oder an sommerlichen Brandherden nahe der Autobahn 9 in Brandenburg. Schließlich beschäftigte sie sich mit der Darstellung von Lebewesen und Lebensräumen in der Literatur, in der Werbung oder aber in Computerspielen sowie in Bezug auf politische Propaganda.
Eines der von ihr angeführten Referenzbilder stammt von John Vachon aus dem Jahr 1941 und zeigt die endlosen Gatter der fleischverarbeitenden Industrie der Union Stock Yards in Chicago. Ein anderes Bild verweist auf eine Plakatkampagne in der ehemaligen DDR, als für eine Schädlingsplage in den 1950er Jahren der sogenannte „Amikäfer“ verantwortlich gemacht wurde. Daneben stehen verschiedene Darstellungen von Tieren mit menschlichen Zuschreibungen, etwa die kluge Ratte bei Wilhelm Busch oder eine Sau mit Ohrringen und kurzem Kleid. Bielaus Bilder, überwiegend mit dem Smartphone aufgenommen oder als Screenshot gespeichert, sind ein fortwährender Prozess der Recherche und Reflexion darüber, wie sehr ökologische Themen von sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen durchdrungen sind.