In Die Seide, der Raum, die Sprache, das Herz entwickelt Inger Christensen ihre Poetik, wobei sie sich auf einen Text des chinesischen Dichters, Generals und Politikers Lu Ji (261–303) beruft, der nicht nur für sie, sondern auch für zahlreiche weitere Dichter des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Einfluss war. In seinem Buch Wen fu legt Lu Ji seine Überlegungen zur Schreibkunst dar, und zwar in Form eines lyrischen Textes, womit er vor Augen führt, dass die Poesie vor allem ein Medium des „Hervortretens“ (Stephen Olson) ist, nicht einer Darstellung der vorfindlichen Welt. In diesem Sinne geht die Bedeutung der Seide und ihrer Herstellung durch Seidenraupen in Christensens Text über die bloße Metaphorik hinaus. Ergänzt um fotografische Laboraufnahmen aus dem Lebenszyklus einer Seidenraupe werden die beiden Texte in dieser Publikation auf besondere Weise nebeneinandergestellt – und unterstreichen so die offene und experimentelle Anlage der neuen Publikationsreihe SERI(a).
Sprachen: Georgisch, Englisch